Verzaubert von deiner Liebe by Violet Winspear

Autor:Violet Winspear [Winspear, Violet]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Julia
ISBN: 9783863492786
Barnesnoble:
Herausgeber: CORA Verlag GmbH & Co. KG
veröffentlicht: 2008-07-26T22:00:00+00:00

6. KAPITEL

Am Samstagmorgen schlug Jason beim Frühstück vor, Dinah solle sich für ihre Gäste am Sonntag ein Kleid kaufen –, etwas ganz Besonderes.

„Egal, wie viel es kostet?“

Er ließ die Zeitung sinken und betrachtete Dinah im Sonnenschein, der durch die hohen Fenster hereinflutete. Das Wetter hatte sich erwärmt, über Nacht war der Schnee weitgehend geschmolzen. In den Bäumen zwitscherten die Vögel, und der Frühstücksraum wirkte hell und einladend. Ein Fenster war sogar geöffnet, und die Geräusche und Gerüche des Meeres drangen herein.

Ein Sonnenstrahl spielte mit Dinahs Haar –, wie sie so dasaß und sich eine Scheibe Toast mit Butter bestrich, wirkte sie jung und mädchenhaft zart.

Abwartend sah sie Jason an.

„Kauf dir das Schönste, das du finden kannst“, erklärte er großzügig. „Weißt du, dass du manchmal selbst jetzt noch wie ein Schuldmädchen aussiehst?“

„Im Moment fühle mich aber ganz und gar nicht so“, erwiderte sie seufzend. „Vor einer halben Stunde war mir übel, aber Hester hat mir etwas dagegen gegeben. Außerdem lässt sie mich destilliertes Wasser trinken und Zwieback essen.“

„Und das hilft?“

„Hester ist so einfühlsam und belästigt mich nie“, berichtete Dinah zufrieden. „Wir verstehen uns prima.“

„Freut mich, dass ihr euch angefreundet habt. Ihr Vater arbeitet bei unserer Bank als Wachmann.“

Dinah biss in den knusprigen Toast und nickte, als Jason die Kaffeekanne hob. Schweigend sah sie zu, wie er ihr nachschenkte und großzügig Sahne in die dampfende Flüssigkeit rührte. „Soll ich mir wirklich ein teures Kleid kaufen?“, sagte sie zweifelnd. „Bald werde ich aus allen Nähten platzen.“

„Ich möchte, dass Barry Sothern von dir beeindruckt ist“, gestand er.

„Dir liegt sehr viel an dem Porträt, oder?“ Neugierig sah Dinah ihn an. „Willst du es wirklich eurer Sammlung anfügen?“

„Sicher.“ Jason faltete die Zeitung zusammen, dann lehnte er sich zurück, streckte die langen Beine aus und trank einen Schluck Kaffee. „Es ist dir doch recht, wenn Sothern den Auftrag übernimmt? Ich habe keine Ahnung, wie viele Sitzungen ein Künstler wie er braucht, aber wir müssen ihm sagen, dass du ein Baby erwartest. Auf keinen Fall dürfen die Sitzungen dich zu sehr anstrengen.“

„Ach was, Jason, dafür bin ich kräftig genug. Und wie du siehst, esse ich für zwei.“ Dinah deutete auf ihre zweite, dick mit Orangenmarmelade bestrichene Scheibe Toast. „Dr. Malcolm meint, ich sei zu nervös und ängstlich, aber natürlich konnte ich ihr nicht sagen, woran das liegt.“

„Soll das heißen, ich mache dich nervös?“ Prüfend betrachtete er sie. Ihr Gesicht war frisch und ungeschminkt, das seidige Haar trug sie zu einem Pferdeschwanz gebunden.

„Ich kann nichts dafür“, erwiderte sie schulterzuckend. „Du und ich, wir sind wie Öl und Wasser: Wir stoßen uns ab –, jedenfalls als Mann und Frau.“

Jason trank seinen Kaffee aus und sah zu, wie eine Biene in einen Blütenkelch einzudringen versuchte. Tyson, der Gärtner, schnitt regelmäßig im Treibhaus Blumen und dekorierte sie überall im Haus in Vasen und Porzellanschalen.

Da er sich auch als Imker betätigte, ließ sich nicht verhindern, dass dabei gelegentlich eine Biene mit ins Haus kam und sich über das Honigglas auf dem Frühstückstisch hermachte.

Unvermittelt gaben die Blütenblätter nach, die Biene kletterte in den Kelch und plünderte triumphierend summend die Pollen.

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